Interview mit Sophia: Vom Geschwisterstreit zur Harmonikalehrerin

Richi und Sophia mit Steirischer Harmonika

Inhalt

Manchmal beginnen die schönsten Geschichten völlig unerwartet – so auch die musikalische Reise von Sophia. Hätte sie mit zehn Jahren gedacht, dass ein Streit mit ihrem Bruder der Auslöser für ihre Leidenschaft zur Harmonika sein würde? Wahrscheinlich nicht. 😅 Doch genau so kam es! Wie alles begann und welchen Weg sie seitdem gegangen ist, erfährst du in diesem Interview.

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Richi: Was war eigentlich der Auslöser, dass du mit der Harmonika begonnen hast?

Sophia: Durch einen Geschwisterstreit!

Mein Bruder begann damals mit der Steirischen Harmonika, und ich fand sein Üben einfach nur nervig. Irgendwann reicht es mir und ich meinte: „Hör auf damit!“ Seine Antwort: „Dann probier’s doch selbst!“

Herausforderung angenommen – ich legte mir die Riemen der Harmonika um und spielte meine ersten Töne. Was als Challenge begann, wurde schnell zur Leidenschaft. Ich übte heimlich weiter, bis mein Bruder mich erwischte.

Schließlich übernahm ich seine Stunden bei einem Privatlehrer und wechselte dann in die Musikschule – der Start meiner musikalischen Reise.

Richi: Spannend, wie oft man durch unerwartete Situationen zu einem Instrument kommt! Jetzt, wo du erzählt hast, wie du zur Harmonika gefunden hast – gibt es ein Stück, das dir besonders am Herzen liegt, oder wechselt das je nach Stimmung?

Sophia: Ein einziges Lieblingsstück habe ich nicht. Ich liebe die Vielfalt der Volksmusik. Jedes Stück hat seinen eigenen Charakter und passt zu einer bestimmten Stimmung. Mal ist es ein schwungvoller Boarischer, mal eine ruhige, gefühlvolle Melodie.

Das Schöne an der Volksmusik ist für mich ihre Lebendigkeit – sie begleitet dich in jeder Lebenslage. Deshalb wechsle ich die Stücke je nach Gefühl und Anlass.

Richi: Mittlerweile kennen wir uns schon einige Jahre, weil du nicht nur die Leidenschaft für Volksmusik teilst, sondern auch Teil der Quetschn Academy bist. Du gibst dein Wissen seit fünf Jahren weiter. Ich erinnere mich, dass du damals erst 15 oder 16 Jahre alt warst. Wie kam es dazu, dass du so jung schon bei der Quetschn Academy eingestiegen bist?

Sophia: Das war eigentlich ein glücklicher Zufall. Im Sommer 2020 postete Stefan ein Video auf Instagram, in dem er nach einem Praktikanten suchte. Ich dachte mir: „Da melde ich mich sofort, das würde mir taugen!“

Also schrieb ich ihm direkt und bekam prompt die Zusage. Das war der Start meiner Quetschn Academy Karriere. Was als Praktikum begann, entwickelte sich rasch weiter, und heute bin ich bereits seit fünf Jahren als Lehrerin dabei. Die Zeit vergeht unglaublich schnell!

Sophias größte Freude am Unterrichten

Richi: Du hast selbst einen spannenden Weg mit der Harmonika hinter dir und gibst dein Wissen nun weiter – sowohl in der Quetschn Academy als auch in einer Musikschule. Was bereitet dir am meisten Freude am Unterrichten?

Sophia: Die Begeisterung der Schüler! Mittlerweile unterrichte ich auch in einer Musikschule und arbeite mit vielen jungen Musikbegeisterten. Es macht mich jedes Mal glücklich, wenn ich sehe, wie die Kinder Freude an der Musik haben, ihre Fortschritte feiern und motiviert in die nächste Stunde starten.

Jeder Schüler hat seinen eigenen Zugang zur Musik. Manche sind sofort Feuer und Flamme, andere brauchen ein bisschen mehr Zeit. Aber der Moment, wenn es „Klick“ macht und sie merken: „Hey, ich kann das!“, ist einfach unbezahlbar.

Richi: Du unterrichtest nicht nur, sondern hast auch selbst eine musikalische Ausbildung hinter dir. Wie hat dein Weg begonnen, und wo stehst du heute im Jahr 2025?

Sophia: Wie ich schon gesagt habe, hat mein Weg klassisch in einer Musikschule begonnen. Dort habe ich erste Erfahrungen mit der Steirischen gesammelt. Mit der Zeit wurde es immer ernster, und ich entschied mich, meine Leidenschaft beruflich zu vertiefen. Dafür musste ich eine Aufnahmeprüfung für das Konservatorium ablegen – eine aufregende Zeit!

Heute studiere ich IGP Volksmusik in Graz, sowohl am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium als auch an der Kunstuniversität. Es ist spannend zu sehen, wie sich mein Weg von den ersten Tönen in der Musikschule bis hierher entwickelt hat.

Richi: Dein musikalischer Werdegang ist echt beeindruckend, vor allem in deinem jungen Alter. Gab es besondere Erlebnisse, die deine Leidenschaft für die Musik noch verstärkt haben?

Sophia: Ja, ein ganz besonderes Erfolgserlebnis hat mich enorm motiviert. Ich hatte damals eine Harmonikaschule in Griffschrift, die alles genau erklärte. Ohne Lehrer arbeitete ich mich Schritt für Schritt durch, bis ich merkte: „Wow, ich komme richtig weit damit!“

Als ich zum ersten Mal ein komplettes Stück ohne Hilfe spielen konnte, wusste ich: Das ist mein Ding! Dieser selbst erreichte Fortschritt hat mich wahnsinnig angespornt, dranzubleiben und weiterzulernen.

Was Sophia im Unterricht besonders wichtig ist

Richi: Was ist dir im Unterricht besonders wichtig?

Sophia: Vor allem die Freude am Musizieren! Besonders bei den jüngeren Schülern ist es mir wichtig, dass sie spielerisch lernen und sich wohl fühlen. Mein Unterricht soll ein Raum sein, in dem musikalische und persönliche Entwicklung gleichermaßen Platz haben – und in dem Fehler als Teil des Lernprozesses gesehen werden.

Unsere Gesellschaft ist oft auf Perfektion fixiert, dabei ist Leidenschaft viel wichtiger. Ich möchte meinen Schülern eine Umgebung bieten, in der sie sich bestmöglich entfalten können.

Sophias musikalischer Weg: Vom ersten Ton bis zum Studium

Richi: Musik kann auf so viele Arten bereichern – durch besondere Erlebnisse, Erfolge oder einfach durch die Freude am Spielen. Gibt es einen Moment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Sophia: Mir war es nie wichtig, bei Wettbewerben mitzumachen, weil ich keine Solistin bin, für mich ist es auch heute noch mit sehr viel Überwindung verbunden, alleine zu musizieren. Das ist auch ein Wunsch und Ziel für mich selbst in meinem Studium, daran zu arbeiten und öfter über meinen Schatten zu springen.

Aber ein Erlebnis hat mich besonders geprägt: Der Alpenländische Volksmusikwettbewerb in Innsbruck. Ich war damals mit meiner Gruppe, der Zwicklhof Musi dabei und habe die Zeit sehr genossen. 

Neben dem Wettbewerb lernte ich viele Musiker kennen, hörte inspirierende Stücke und nahm so viel mehr als nur eine Auszeichnung mit nach Hause.

Sophias wichtigster Tipp für Anfänger

Richi: Zum Abschluss eine Frage, die sicher viele interessiert, die gerade mit der Harmonika starten: Hast du einen Tipp für Anfänger?

Sophia: Lass dir Zeit! Ich kenne das Gefühl, dass man sofort Fortschritte sehen will, aber gut Ding braucht Weile. Gerade bei der Harmonika kann man zwar schnell erste Erfolge erzielen, aber setz dich nicht unter Druck und vergleich dich nicht mit anderen. Jeder hat sein eigenes Tempo.

Es ist wie mit den Blumen im Frühling: Nicht jede blüht zur gleichen Zeit – aber am Ende blühen sie alle.

Also habe Geduld, bleib dran und vor allem: Hab Spaß an der Musik!

Richi Abenthung sitzt mit seiner Steirischen Harmonika auf einem Fels