Du kennst das bestimmt: Zu Hause funktioniert das Harmonikaspielen immer super. Du fühlst dich sicher und spielst die Stücke ohne Probleme durch. Aber sobald du vor anderen vorspielen sollst, kommt die Nervosität. Du hast 100 verschiedene Gedanken und bekommst vielleicht du sogar einen Black-out …
In diesem Artikel erfährst du, warum das so ist, welche typischen Probleme und Fehler viele Harmonikaspieler machen – und vor allem, wie du Schritt für Schritt mehr Sicherheit bekommst und Spaß beim Vorspielen findest.
Das große Problem: Nervosität beim Vorspielen
Vorspielen vor anderen ist für viele ein ganz neues Gefühl. Plötzlich machst du dir selbst Druck und spürst eine Anspannung, die du beim Üben zu Hause gar nicht hattest. Dein Herz klopft schneller, die Hände werden schwitzig, und dein Kopf will nicht mehr richtig mitspielen.
Das ist keine Schwäche oder ein Zeichen, dass du „nicht gut genug“ bist – es ist einfach eine neue Situation, die dein Körper und dein Kopf noch nicht kennen. Viele sind diese Art von Druck nicht gewohnt und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.
Die häufigsten Fehler, die du vermeiden solltest
Fehler 1: Zu große Schritte machen
Denke nicht zuuuu groß. Viele Menschen wollen direkt vor Fremden vorspielen und setzen sich so unnötig unter Druck.
Wichtig ist, dass du beim Vorspielen klein anfängst. Spiele zum Beispiel zuerst nur vor deiner Frau und den Kindern oder vor Oma und Opa vor. Wähle Personen, zu denen du einen guten oder engen Bezug hast. Hier ist der Druck um einiges geringer, als bei fremden Personen.
Oder noch besser: Film dich einfach mit deinem Handy. Du wirst merken, auch das ist schon eine Situation, in der du anders spielst, als wenn du einfach so vor dich hinspielst. – Alles reine Kopfsache.
Steigere das dann immer ein bisschen: von Familie zu Freunden und Bekannten. Wenn du dich sicher fühlst, kannst du auch versuchen, vor fremden Menschen vorzuspielen – zum Beispiel auf einer Almhütte oder im Urlaub.
Fehler 2: fehlende mentale Vorbereitung auf das Vorspielen
Viele Harmonikaspieler üben zwar das Stück zu Hause, aber sie trainieren nicht bewusst die mentale Situation, vor anderen Menschen zu spielen. Sie vergessen es, sich schon beim Üben in eine Auftrittssituation hineinzuversetzen. Das führt dazu, dass sie beim echten Vorspielen plötzlich von der Nervosität überrascht werden, weil ihr Gehirn diese ungewohnte Situation nicht kennt.
Fehler 3: Wähle Stücke, die du wirklich beherrschst!
Bevor du vor Publikum spielst, überlege genau, welche Stücke du zu Hause schon sicher und gut spielen kannst. Wenn du ein Stück zu Hause nur zu 60–70 % beherrschst, wird es beim Auftritt nicht funktionieren. Dein Gehirn muss sich dann mit so vielen anderen Faktoren gleichzeitig beschäftigen, dass es meistens schiefgeht.
Praxis-Tipp: Lege dir einen Schummelzettel mit den Stücken an, die du spielen kannst. Du kannst ihn auf deinem Handy oder auf der Rückseite deiner Harmonika befestigen. Das machen viele Harmonikaspieler, weil es ihnen die Sicherheit gibt und es kann auch dir helfen, weil du sofort weißt, welche Stücke du wirklich spielen kannst.
Fehler 4: Zu viel Grübeln und Angst vor Fehlern
Ein großer Fehler ist, dass du dir selbst zu viel Druck machst und 100 verschiedene Gedanken hast:
- „Was, wenn ich jetzt einen Fehler mache?“
- „Was, wenn ich das Stück vergesse?“
- „Was, wenn jemand dabei ist, der diese Musik sch*** findet?“
- „Was, wenn mir die Leute einfach nicht zuhören?“
- „Was, wenn unter den Leuten jemand sitzt, der besser spielen kann als ich?“
Das ist total egal! 90 % der Anwesenden können nicht einmal Harmonika spielen, und 70 % von ihnen bemerken diese Fehler sowieso nicht. 😂
Wichtig in Auftrittssituationen ist, dass du es immer wieder machst, auch wenn es mal total danebengeht. Sag nicht: „Sch***e, das kann ich nicht“, sondern versuch wieder vor anderen vorzuspielen. Auch unter Harmonikaprofis passieren immer wieder Fehler oder müssen ein Stück manchmal abbrechen. Das ist menschlich und gehört dazu.
6 Schritte, wie du beim Vorspielen sicherer wirst
- Schritt: Wähle kleine Schritte
Fang an, vor Menschen zu spielen, bei denen du dich wohlfühlst – zum Beispiel deine Familie, deine Kinder oder gute Freunde. Das nimmt den Druck raus und macht Mut.
- Schritt: Übe das mentale Vorspielen
Setz dich zu Hause vor den Spiegel und stell dir vor, du spielst vor 10 Leuten. Klingt vielleicht komisch, aber das hilft dir, die Situation gedanklich zu trainieren und die Nervosität abzubauen.
- Schritt: Spiele nur sichere Stücke
Such dir Stücke aus, die du zu mindestens 80–90 % sicher beherrschst. So vermeidest du in der Auftrittssituation unnötigen Stress.
- Schritt: Lege einen „Schummelzettel“ an
Schreib dir deine Stücke auf zum Beispiel auf einen Zettel auf und befestige ihn auf der Rückseite deiner Harmonika. So hast du immer einen Plan B, falls du mal nicht mehr weiter weißt.
- Schritt: Bleibe locker und erlaube dir Fehler
Mach dir klar: Die meisten Zuhörer wissen gar nicht, wie schwer Harmonika spielen ist. Kleine Fehler fallen kaum auf. Und selbst wenn, ist das kein Weltuntergang!
- Schritt: Bleibe dran und spiele regelmäßig vor
Nur durch Übung und Wiederholung wirst du sicherer. Auch wenn mal was schiefgeht – weiter machen! So wächst deine Erfahrung und deine Freude am Vorspielen.
Vorspielen lernen ist ein Prozess – und du kannst ihn schaffen!
Als Kind hatte ich große Angst davor, vor anderen zu spielen. Ständig habe ich an mögliche Fehler gedacht und habe mich dadurch unsicher gefühlt. Doch mit der Zeit habe ich gelernt: Vorspielen macht Freude! Du teilst deine Musik mit anderen – und sie freuen sich meistens sehr darüber.
Heute erlebe ich das Gleiche mit meinem neuen Hobby Tennis: Wenn ich locker spiele, klappt alles gut. Sobald ich aber in eine Match-Situation komme, werde ich nervös und mache mehr Fehler.
Die Lösung?
Üben, üben, üben – und das mit Freude!
Nervosität und Lampenfieber sind normal – du bist damit nicht allein. Wichtig ist, dass du dich Schritt für Schritt an die Situation herantastest, dich gut vorbereitest und dir erlaubst, Fehler zu machen. So entwickelst du Sicherheit und kannst das Vorspielen als etwas Schönes erleben.
Und denk daran: Deine Musik ist ein Geschenk – für dich selbst und für die Menschen, die dir zuhören!